So langsam geht es nun ans Eingemachte. Wer ist Israel? Wer ist der Leib Christi? Und in welcher Beziehung stehen diese beiden zueinander? Sind sie eins? Ersetzt der eine den anderen? Oder handelt es sich doch viel mehr um zwei klar getrennte Heilskörperschaften, mit eigener Heilsverwaltung, eigenem Heilsplan, eigener Rolle, Aufgabe und Bestimmungsort?
Schauen wir uns das nun einmal genauer an:
Wer ist Israel und was ist seine Rolle in Gottes Plan?
Wenn auch Abraham - wie es bereits früh angedeutet wird und wie es sich auch später in den Paulusbriefen bestätigt - eine Bedeutung für alle Völker dieser Erde haben würde, so handelt der größte Teil des alten Testamentes doch von der Blutslinie der Verheißung, über die Patriarchen Isaak und Jakob, woraus sich die 12 Stämme Israels entwickelten.
Gott hat für die Nation Israel einen ganz besonderen Platz und eine ganz besondere Aufgabe in seinem Plan für die Menschheit vorgesehen.
[1. Mose 17,19 und 21,12 und 28,13 2. Mose 19,5-6 2.Mose 33,16 3.Mose 20,24 5. Mose 14,2 5.Mose 26,18 1.Könige 8,53 Psalm 135,4 1.Petrus 2,9]
Diese Nation ist von Gott als erstgeborener Sohn – zuerst einmal im Fleisch – geboren worden und ist dazu auserwählt, Gottes Mittler (=Priester) zwischen Ihm und allen anderen Menschen auf der ganzen Erde zu sein. Israel sollte eine royale Nation werden, ein königliches Priestertum, als Leuchtturm für alle Völker dieser Erde. Durch ihr [eigenes, aus dem Glauben heraus geleistetes,] rechtschaffenes Handeln sollten sie von Gott über alle Maßen gesegnet sein und so dem Rest der Welt zum Vorbild und als Führung dienen – für den gerechten Wandel vor dem Herrn und Schöpfer der Erde.
[2.Mose 4,22 2.Mose 19,6 Jesaja 60:1-3 Sacharja 8,23 1.Petrus 2,9 Offenbarung 5:10 5.Mose 28,1-2ff 5.Mose 30,16 ]
Neben der Verheißung für das Land Kanaan als ewiglicher Besitz für das Volk Israel kam im Laufe der Zeit noch ein anderes wichtiges Versprechen hinzu: Durch die Davidische Linie ist das ewige Königreich für Israel verheißen, welches über alle Heidennationen der Erde herrschen wird.
Israel´s Hoffnung war und ist die auf ein reales, irdisches, physisches Königreich, regiert von ihrem Messias, dem Sohn Gottes, höchstpersönlich.
[1.Mose 28,4 1.Mose 28,13-14 2.Chronik 13,5 1.Könige 9,5 Jeremia 23,5 Daniel 7,27 Offenbarung 21:24 Psalm 37,11 Matthäus 5,5 Lukas 19,11 Matthäus 26,29 Johannes 6,15 Apostelgeschichte 1,6-7 ]
Israel versagte wieder und wieder im alten Bund, [einer werkebasierten Wenn-Dann-Vereinbarung, die Gott mit Seinem Volk traf.] Die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, und damit das Heil der Nation hingen in diesem Bund nicht allein vom rechten Gottesglauben, sondern zusätzlich von den Werken der Israeliten ab, die sie aus dem Glauben heraus leisten mussten. Das Gesetz des Mose einzuhalten, diente – wie wir später von Paulus erfahren – u.a. als der Lehrmeister, um ihnen ihre eigene Sündhaftigkeit und ihre Abhängigkeit von Gott beizubringen und sie zu einem neuen Beziehungsverhältnis mit dem Herrn hin zu führen.
[5.Mose 6:25 2.Mose 9:5-8 Jeremia 11:10 Lukas 1:6 Römer 9:4 Römer 2,26 Römer 9,31 Römer 10,5 Philipper 3,6 und 9 Galater 3,24 Jakobus 2:21-26 ]
In den 4 Evangeliumsberichten sehen wir dann die Erfüllungen vieler wichtiger Prophetien betreffend dieser Verheißungen für Gottes erwähltes Volk: der Messias Israels wird im Fleisch auf die Erde zu seinem Volk gesandt, um ihnen ihr Reich zu bringen, damit letztendlich durch Israels Aufstieg zum königlichen Priestertum der Segen Gottes auf alle Nationen kommen kann.
Zuvor müssen die Kinder Israels jedoch noch wie Gold oder Silber mit Feuer gereinigt und geprüft werden. Diese „Veredelung“ findet während dem „Tag des Herrn“ statt und hat das Ziel, das wahre Israel Gottes für das Reich bereit zu machen. Diese Zeit dient außerdem dazu, die Ungläubigen aller Nationen zu strafen und von der Erde zu beseitigen sowie die Gerechten aus allen Völkern offenbar zu machen.
[Johannes 1:11 Matthäus 15:24 Apostelgeschichte 3:24-26 Jesaja 60:1-3 Sacharja 8,23 Matthäus 3:11-12 2.Petrus 3:7 Maleachi 3:1-4 Joel 3:1-5 Sacharja 14: 3-4 Joel 1:15 Joel 2:11 Offenbarung 19:11-15 ]
In dem angekündigten Königreich, dem „Reich der Himmel“ oder „Himmelreich“, welches ein irdisches Königreich unter himmlischer Autorität darstellt, und welches Christus aus dem Himmel auf die Erde herunter bringt, wird es weder Krankheit, noch Hungersnöte, keine bösen Geister und keine Gegenwart des Satans mehr auf Erden geben. Auch der Tod wird weniger präsent und nach der ersten 1000-jährigen Reichsperiode und einem allerletzten Gerichtsakt Gottes vollständig verschwunden sein.
Viele der Zeichen, die der Messias für sein Volk vollbrachte, wiesen auf dieses Reich hin: er heilte Kranke, erweckte die Toten, nährte das Volk und trieb Dämonen aus.
[Jeremia 23:5 Offenbarung Kap. 20-22 Jesaja 11,1-10 Jesaja 65,17-25 Matthäus 4:17 Lukas 11:20 Matthäus 6:10 ]
Zusätzlich erhielten die Gläubigen durch die Wassertaufe ihre rituelle Reinigung als notwendige Voraussetzung zum Eintritt in ihre Priesterschaft sowie den vorläufigen Sündenerlass, ohne den sie nicht vor dem Zorn Gottes bewahrt werden konnten. Durch die angekündigte Taufe mit dem Heiligen Geist war vorgesehen, dass sie außerdem diverse, sehr spezifische Geistesgaben verliehen bekommen sollten, welche ihnen ermöglichen sollten, den letzten großen Fluch des alten Bundes durchstehen zu können: Daniel´s 70. prophetische Woche, auch bekannt als Jakob´s (=Israels) Drangsal. Ohne die Wasser- und die Geistestaufe würden sie diesen „Tag des Herrn“ (Gottes großes Zornesgericht und Feuertaufe) nicht überstehen können.
[2.Mose 29:1-4 Hesekiel 36:25 2. Mose 19:5-6 Markus 1:4 Apostelgeschichte 2:38 Markus 16:16 -18 Matthäus 3:7 Apostelgeschichte 2:33,36,38,39 Offenbarung 6,8 Offenbarung 8,11 Offenbarung 9,7 ]
Die „Übrigen“, also die gläubigen Kinder Israels, die bis zum Ende der Trübsal ausharren und alle Gerechten, die bei der 1. Auferstehung aus den Gräbern gerufen werden, bekommen dann beim 2. Kommen des Christus alle geistigen Segnungen erfüllt: u.a. die der vollständigen Vergebung ihrer Sünden und der zweiten Geburt - oder Wiedergeburt – diesmal aus Gottes Geist. Als „wieder-geborene“ Nation wird jeder Jude ein neues Herz bekommen, nicht mehr zum Unglauben oder irgendeiner anderen Sünde fähig sein und alle Gesetze Gottes perfekt einhalten können – dies ist der neue Bund, den Gott dem Haus Israel versprochen hat, welcher aufgrund des neuen Testaments möglich sein wird. Und auch alle irdischen Segnungen des Reiches werden ihnen dann hinzugefügt.
[Matthäus 24:13,14 Markus 13:13 Markus 14,24 Lukas 22,20 Johannes 5:28-29 Apostelgeschichte 3:19 1.Petrus 1:13 Johannes 3,7 1. Johannes 3,9 Jeremia 31:31-34 Hebräer 8:8-13 Hesekiel 36:21-28 Lukas 12,31]
Jedoch passierten damals mehrere Dinge, welche Israels Fall als heilige Nation verursachten und somit die Erfüllung dieser Voraussagen und Israels Aufstieg zum Königreich (vorläufig) verhinderten:
Zunächst wies die große Mehrheit der Juden Jesus ab und ließ schließlich ihren eigenen König und Messias kreuzigen. Hier „stolperte“ die Nation am Stein des Anstoßes, „fiel“ jedoch noch nicht.
Das Werk am Kreuz läutete zwar die Zeit des neuen Testaments ein, welches den neuen Bund zwischen Gott und der Nation Israel ermöglichen wird, allerdings änderte sich faktisch für die 12 Apostel in ihren Anweisungen und ihrem Missionsauftrag in dieser Phase des Plans Gottes noch nichts. Sie befanden sich noch immer in den „letzten Tagen“ von Israels prophetischer Zeitlinie, folgten ohne Veränderung den Lehren, die Jesus ihnen während seiner Zeit auf Erden beigebracht hatte und sollten ihr Amt weiter verfolgen, zuerst das Volk Israel zur Umkehr zu bewegen - beginnend in Jerusalem und dann über Judäa und Samaria. Wenn sie dort erfolgreich das Evangelium des Reiches etabliert und Israel als Nation zu ihrem Messias bekehrt hätten, wäre der Missionsauftrag zur Bekehrung der zerstreuten Juden und zum Zeugnis für die Heidenvölker in alle Welt fortgesetzt worden und das Ende – der Tag des Herrn und das Reich - wäre auf die Erde gekommen. So weit kam es zum damaligen Zeitpunkt allerdings nicht.
[Matthäus 26,28 Matthäus 10:5-6 Matthäus 28:19-20 Markus 16:15-18
Apostelgeschichte 1:4-5, 8 Apostelgeschichte 10:27-28 Matthäus 24:14 ]
Die Trennung zwischen Israel und den Nationen wurde in dieser Zeit keineswegs aufgelöst und auch das Gesetz des Mose und die Anordnungen des Herrn, die er Seine Jünger bzgl. des Himmelreiches gelehrt hatte, waren weiterhin gültig. Errettung funktionierte vor dem Kreuz und auch in dieser Periode der frühen Apostelgeschichte weiterhin ausschließlich über die Nation Israel. Heiden mussten sich ausnahmslos dieser Autorität unterwerfen, den Gott / Messias Israels annehmen und die Juden segnen oder gleich ganz zum Judentum konvertieren.
[Matthäus 23:1-3 Apostelgeschichte 3,1 3,3 Apostelgeschichte 11:19 Johannes 4:22 Matthäus 15,22-28 Apostelgeschichte 8,26-38 Apostelgeschichte 2,5ff 2,22ff]
Von den vielen Tausenden Juden, die zum Pfingstfest nach Jerusalem kamen, nahm nur ein Bruchteil das Evangelium des Reiches von den 12 Aposteln an und ließ sich taufen.
Die Ausgießung des heiligen Geistes über das Haus Israel an diesem Tag war die Erfüllung der Prophezeiung des Propheten Joel: ein wichtiges Zeichen für die Nation, dass der Tag des Herrn – also die Endzeit und letzte Etappe vor der Errichtung des Reiches – wirklich vor der Tür stand.
[Apostelgeschichte 2:33,36,38,39 Apg. 2,47 Apg. 4,4 Joel 3:1-5 ]
Doch die Geschichte nahm bald darauf eine (für die Juden) unerwartete Wendung:
Gott gab seinem Feigenbaum nach der Kreuzigung noch ein weiteres Jahr, die letzte Chance, die erwünschte Frucht zu tragen, d.h. Jesus Christus doch noch als Messias anzunehmen. Er ließ den verlorenen Schafen Israels durch die 12 Apostel das Reich predigen und sandte Seinen Heiligen Geist durch den Propheten Stephanus direkt an die spirituellen Führer des Volkes, um sie zur Umkehr zu bewegen.
Doch so, wie sie Gott, den Sohn abgelehnt hatten, handelten sie auch gegen den Heiligen Geist und verspielten ihre letzte Chance auf das Königreich zu diesem Zeitpunkt.
[Matthäus 3,10 Lukas 3,9 Lukas 13,6-9 Apostelgeschichte 2,22 Apostelgeschichte Kap. 7 ]
Die Steinigung des Stephanus besiegelte den nun einsetzenden Fall der Nation als heiliges Volk und die Erfüllung der restlichen Endzeitprophetien kam nicht zum Tragen, sondern war in eine unbekannte Zukunft verlegt worden.
[Römer 11,11-12 Jeremia 31:35-37 ]
Statt dessen wandte sich Gott nun von der Nation Israel ab – sie hatte ihren Status verloren - und den übrigen Nationen der Erde zu.
Gott hatte ein Geheimnis, wohl verwahrt und behütet, welches niemand, kein Mensch oder anderes Wesen im Himmel oder auf Erden – nicht einmal der Satan -wissen konnte, da es in Gott selbst verborgen gewesen war, seit die Welt begonnen hatte...
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