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Schonmal drüber nachgedacht?!?

Kuestenw8el
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Kuestenw8el
36 Jahre
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Wie Steine im Fluss

Wie Steine im Fluss - Steine,Lasten,Gott,Befreiung,Fluss Ich habe mit meiner Mutter zusammen durch einen Zufall eine wunderschöne Stelle an einem Nebenarm der Donau entdeckt, wo wir inzwischen an schönen Wochenendtagen gemeinsam sehr gern die Zeit verbringen. Es ist eine kleine, leicht bewachsene Flussinsel und das Wasser ist frei zugänglich, aber nicht tief.

Es war vor einiger Zeit, da waren wir dort mal wieder und ich hatte das Gefühl, mir liegen einige Erinnerungen, Verletzungen und Wunden so schwer auf der Seele. Meine Mutter meinte nur: "Willst du nicht vielleicht ein paar Steine werfen?" Und ich meinte nur: " Ja, ich glaub, das wär ganz gut. Ich denke, das mach ich tatsächlich jetzt mal."

Ich bin im Allgemeinen ein großer Freund von Symbolen, symbolischen Handlungen und handfesten Verdeutlichungen. So sonderte ich mich etwas ab und verlieh meinem Innersten Ausdruck. Ich benannte alles, was mir auf der Seele lag einzeln, ließ es raus, ordnete es einem Stein, den ich fand, zu (damals hab ich wirklich nach SEHR großen Steinen Ausschau gehalten) und schleuderte sie mit aller Wucht, die ich aufbringen konnte, in den Fluss - ja, zum Teil sogar darüber. Mein Schmerz materialisierte sich und stieg immer mehr in mir hoch, sodass ich schließlich ganz entkräftet am Ufer saß und aus tiefster Seele weinte.

Als ich allmählich wieder zur Ruhe kam, schenkte Gott mir einen Gedanken. Ich sah die Steine am Ufer und die Steine im Fluss und mir kam:
Es tut so weh zu denken, meine Lasten und Wunden werden nicht gesehen. Wir sollen immer beten und alles an Gott abgeben, danach nach vorne schauen, alles vergessen und so tun, als wenn nichts wäre. Aber wer nicht dauernd laut über dies und das jammert, stellen es alle immer so hin, als ginge es einem doch gut und alles wäre in Ordnung. Aber bei mir war NICHT alles in Ordnung. Nur, weil ich darum kämpfte, mich nicht von meinen Lasten nach unten ziehen zu lassen, hieß das noch lange nicht, dass sie nicht existierten. Ich wollte einfach unbedingt, dass meine Wunden gesehen werden und nicht einfach nur unter den Tisch fielen.

Doch dann sah ich wieder die Steine und erkannte:
Wenn ich Gott meine Verletzungen und Sorgen gebe, sind sie NICHT unsichtbar! Sie sind nicht einfach weg. Sie sind wie die Steine. Wenn ich Gott meine Lasten im Gebet abgebe ist es so, als wenn ich einen Stein aus meinem Rucksack nehme und in den Fluss schmeiße. Er ist dadurch nicht weg - ich kann ihn immernoch durchs Wasser scheinen sehen. Aber seine Last liegt nicht mehr auf meiner Schulter.

Und der Stein wird sich verändern - anders, als wenn ich ihn behalten hätte. Ich habe ihn dem Fluss anvertraut. Und er wird dort langsam verändert werden. Der Fluss schleift meine Steine. Er rundet ihre scharfen Kanten, macht sie kleiner und verleiht ihnen neue Formen (sehr langsam zwar und erst mit der Zeit - aber beständig).
Alles, was ich Gott anvertraue, das kann Gott verändern und damit kann er arbeiten.

Und diese Erkenntnis war mir in dem Moment so unsagbar wertvoll. Ich gab Gott dann bewusst meine Last, vertraute sie dem Fluss an und ließ sie los - in dem Bewusstsein, dass alles bei Gott aufgehoben ist und er jetzt damit arbeiten konnte. Das befreite mich innerlich so sehr und machte meine Seele wieder leichter.

Es war nicht das letzte Mal, dass ich an dieser Stelle Steine warf - doch von Mal zu Mal wurden die Steine kleiner. Und jedes Mal ließ ich ein Stück meines Schmerzes dort auf der Insel zurück.

Als wir gestern mal wieder dort waren, blickte ich aufs Wasser hinaus und wurde gewahr, wie viel Frieden mir dieser Fluss zurückgeschenkt hatte. Er hat mir meine Last abgenommen und meine Steine so bereitwillig aufgenommen. Und nun fügen sich ins Landschaftsbild ein und sind wieder ein ganz normaler Teil des Lebens geworden.

Wir Menschen sind nicht dazu geschaffen, Steine zu sammeln und mit uns herumzutragen. Überall auf der Welt liegen Unmengen an Steinen herum, doch es ist unsere Entscheidung, ob wir sie mitnehmen oder liegen lassen. Oder ob wir sie stattdessen dem Fluss anvertrauen. Ich selbst durfte erfahren, wie befreiend das ist.


Verfasst: 19.07.2020, 08:35 Uhr

Kommentare zu diesem Blogeintrag

  • Kuestenw8el schrieb am 19.07.2020 um 09:20 Uhr

    Du hast so recht, Timo!
    Das ist einfach nur wunderbar! GOTT ist einfach nur wunderbar! :-)