Ich stecke derzeit in einem starken, inneren Kampf. Es geht darum, dass ich mich herausgefordert fühle, meine Feinde zu lieben, ihnen zu vergeben, für sie zu bitten, sie zu segnen und keinen Groll gegen sie zu hegen. Doch es ist egal, wie viele Gebetskerzen ich für sie anzünde oder ihnen die Vergebung zuspreche, in mir explodieren fortwährend Gefühle, die so gar nix mit 'Liebe' zu tun haben.
Warum ist das so?
Warum ist das so schwer?
Nun, es liegt wohl daran, dass wir fühlende Wesen sind; dass Wunden und Verletzungen real sind und ihre Zeit brauchen, bis sie heilen; und dass wir es oft leibhaftig mit einer himmelschreienden Ungerechtigkeit zu tun haben.
Diese Ungerechtigkeit, die Lügen und Boshaftigkeit zerreißen mich schier innerlich, während ich versuche, äußerlich ruhig zu bleiben und versuche, mich mit Gebeten zu besänftigen.
Doch ich erlebe den Kampf um das, was Paulus schreibt: "Weil die Ungerechtigkeit allerorts überhand nehmen wird, wird die Liebe in vielen erkalten."
Das ist eine ernst zu nehmende Gefahr. Und ich merke, wie sie mein Herz angreift mit ihren kalten Händen.
Ich fragte mich, wie man dem erfolgreich Widerstand leisten und seine Liebe bewahren kann - trotz aller Ungerechtigkeit.
Und da kam mir plötzlich ein Bild in den Sinn; ein Bild von unserem gekreuzigten Heiland, der am Höhepunkt seiner Qualen die Worte sprach: "Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun."
Das schockierte mich.
Wie kann jemand noch in der Lage sein, die zu lieben, die ihm das alles angetan haben? Die ihn so gequält haben? Nach all der sinnlosen Gewalt, der Demütigung, Boshaftigkeit, Verachtung und Lästerung? Nach aller Verleumdung, Lügen und Ungerechtigkeit?
Jesus ertrug die Ungerechtigkeit. Er erduldete die Verleumdung. Er widerstand der Boshaftigkeit - und bewahrte seine Liebe.
"Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun."
Dieser Satz, dieses Gebet, vermag tatsächlich sogar Ruhe in mein eigenes, aufgewühltes Herz zu bringen.
Ja, ich erlebe eine himmelschreiende Ungerechtigkeit.
Und ja, es mag aus reiner Boshaftigkeit geschehen.
Dazu der verursachte Schaden vielleicht noch pure Absicht sein.
ABER ... im Grunde wissen sie doch nicht, was sie tun.
Oft haben sie wirklich keine Ahnung von dem, was sie da anstellen. Was sie bewirken. Was sie zerstören. Welche Schuld sie auf sich laden. Und dass Gott bei all dem zusieht. Und dass der Tag der Abrechnung auf sie wartet.
Sie handeln oft einfach nur aus Stolz, Verletzung, Gier, Machthunger, Verbitterung und Kälte heraus.
Sie sind ein Opfer ihrer eigenen Dunkelheit.
Ihrer eigenen Kälte.
Ihrer eigenen Lieblosigkeit.
Doch die größte Tragik wäre doch, wenn diese Dunkelheit die Macht bekäme, zum schwarzen Loch zu werden, um sich zu greifen und alles Licht um sich herum aufzufressen.
Wir dürfen deshalb nicht zulassen, dass dies geschieht.
Man mag uns alles nehmen können, aber unser Licht und unsere Liebe, die Wärme in unserem Herz und Gottes Gegenwart müssen wir verteidigen! DIE dürfen wir uns NICHT rauben lassen. Denn das wäre wirklich fatal.
Dann hätte die Dunkelheit gewonnen. Und wir würden vom Angefochtenen zum Überwältigten, vom Opfer zum Täter und schließlich zum Infizierten und Überträger.
Doch Gott hat uns nicht schutzlos der Ungerechtigkeit und Willkür dieser Welt ausgeliefert.
Er selbst "schafft Gerechtigkeit und Recht allen, die Unrecht leiden.", wie es in den Psalmen heißt.
Er selbst "wird vergelten, denn: mein ist die Rache, spricht der Herr."
Er selbst wird einem jeden das Gute vergelten, das er getan hat.
Er wird dich segnen, wenn du segnest.
Er wird dir vergeben, wenn du vergibst.
ER stellt die Gerechtigkeit wieder her!
Egal, was dir angetan wird.
Du brauchst nicht selbst für dein Recht kämpfen oder dich rächen wollen.
Gott hat versprochen, dass ER sich höchst persönlich darum kümmern wird. Wir müssen ihm nur gehorchen und vertrauen.
Wir müssen einzig unser Herz davor bewahren, hart zu werden.
Unser Licht davor schützen, auszulöschen.
Und unsere Liebe davor behüten, zu erkalten.
Gott segne euch.
Kommentare zu diesem Blogeintrag
Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Blogeintrag.