Verkehrte Welt
Irgendwas läuft in meinem Leben schief.
Genaugenommen laufe ich momentan schief.
Sehr schief.
Ganz genaugenommen soll ich sogar gar nicht mehr laufen. Meine Füße stillhalten.
Vom Orthopäden verordnet. Nur weil ein kleiner Knochen in nur einem Fuß gebrochen
ist, soll selbiger für mindestens 4 Wochen ruhen.
Da ich auf Grund der MS schon ziemlich lange ziemlich gut schlecht laufen kann, ist auf
einem Bein Hüpfen für mich keine Option.
Für eine optimale Knochenheilung wäre der beste Weg also absoluter Stillstand.
Genaugenommen Stillliegen.
Stillleben: Schirin auf dem Sofa.
4 Wochen vom Sportmediziner angeordnetes Extremcouching.
Ohne schlechtes Gewissen.
Hat was.
Klingt leider lustig.
Allerdings zwingen mich einige, sehr menschliche Bedürfnisse regelmäßig, diese
fachärztliche Anordnung zu unterwandern.
Mit Hilfe des (zur Ruhigstellung meines Fußes rezeptierten) „Aircast Short“.
„Short“, dass ich nicht lache! Dieses skistiefelartige Schuhungetüm verlängert mein
linkes Bein um gefühlt einen halben Meter. Da kann mein rechtes Bein, welches ja jetzt
eigentlich die gesamte Laufarbeit übernehmen sollte, beim besten Willen nicht
mithalten.
Ich laufe schief und mein Leben mal wieder alles andere als rund.
Immerhin bin ich jetzt zur „aktiven Patientin“ befördert worden. Von meinem
Pflegedienst, den ich in den letzten 4 Jahren nicht brauchte. Und wo ich daher, so lange
ich selbst aktiv sein konnte, als „inaktive Patientin“ geführt wurde.
Leider lustig.
Eine „aktive Patientin“, die ausgerechnet in dieser besinnlichsten Zeit des Jahres
gezwungen ist, zur Besinnung zu kommen.
Viele Aktivitäten und Termine fallen weg. Auch schöne.
Ein anderer Advent.
In dem ich mich überhaupt nicht auf das Kommen des Christkindes freue.
Sondern darüber, dass es schon vor langer Zeit in meinem Leben angekommen ist. Und
mir mal wieder hilft, in dieser verkehrten Welt den Kopf hochzuhalten