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"Partnerschaft auf Augenhöhe"

Wie dein Bindungstyp dich von einer Partnerschaft auf Augenhöhe trennt

Ich traf Tanja in einem Zoom-Meeting in meinem Beratungsgespräch. „Ich gerate an Männer, die sexuelles Interesse an mir haben, aber sich nicht auf eine Partnerschaft mit mir einlassen wollen. Gerate ich an diesen Typ Mann, verselbständigt sich mein Verhalten“, erzählte sie mir. Als ich sie fragte, ob es Männer gäbe, die ernsthaftes Interesse an ihr haben, senkte sich ihr Blick. „Die will ich nicht“, sagte sie verschämt. Ein erster eindeutiger Hinweis auf ihren Bindungstyp.
Meine Klientin Tanja ist kein Einzelfall. Viele Frauen kennen dieses Muster: „Die, die ich will, wollen mich nicht. Die, die mich wollen, will ich nicht.“ Sie fühlen sich emotional abhängig von unerreichbaren Männern. Gleichzeitig wünschen sie sich eine Partnerschaft auf Augenhöhe.
Wenn du verstehst, wie dieses Muster mit deinem Bindungstyp zusammenhängt, weißt du, was dich von einer Partnerschaft auf Augenhöhe trennt.

Wie es zu diesen Verhaltensweisen kommt

Sicherer Bindungstyp
Ein sicher gebundenes Kind versteht seine Mutter als sicheren Hafen. Die Mutter ist feinfühlig genug, die Bedürfnisse des Kindes nach Nähe, Sicherheit und Geborgenheit zu erfüllen. Das Kind fühlt sich sicher, die Welt zu erkunden und weiß, dass die Mutter es im Blick hat. In dieser Atmosphäre groß geworden, begegnet der spätere Erwachsene seinen Liebespartnern mit der Überzeugung: „Ich vertraue dir, deshalb zeige ich mich dir.“

Unsicher-ambivalenter Bindungstyp
Die Mutter eines unsicher-ambivalent gebundenen Kindes verhält sich oft widersprüchlich. Beispielsweise nimmt sie das Kind fürsorglich auf den Arm, wenn es hingefallen ist. Im nächsten Moment schimpft sie, dass es besser aufpassen soll. Das Kind weiß nie, wo es dran ist bei der Mutter. Es sehnt sich nach ihrer Nähe und hat zugleich Angst, von ihr abgelehnt und verletzt zu werden. Auch sind die Mütter oft ängstlich-klammernd und lassen ihr Kind nicht frei die Welt erkunden. Wegen der vielen Widersprüchlichkeiten entwickelt das Kind oft eine unterdrückte Wut auf die Mutter, die es später auf Liebespartner überträgt. Es entwickelt die innere Überzeugung: „Ich vertraue dir nur kurz, und dann habe ich Angst, dass du mich verletzt, das macht mich wütend. Ich brauche dich und ich hasse dich.“

Unsicher-vermeidender Bindungstyp
Ein unsicher-vermeidend gebundenes Kind bekommt seine Bedürfnisse nach Nähe, Kontakt, Geborgenheit und Sicherheit von der Mutter nicht ausreichend erfüllt. Sie weist ihr Kind ab, ist desinteressiert und wertet es ab. Das Kind meidet deshalb den Kontakt zur Mutter. Wenn es bereits denken könnte, würde es schlussfolgern: „Es ist das Beste, allein zurechtzukommen, niemanden zu brauchen und mich nur noch auf mich selbst zu verlassen. Ich habe kein Recht auf meine Bedürfnisse. Bedürfnisse machen das Leben nur schwierig und kompliziert.“ Als Erwachsener begegnet es Liebespartnern mit der Überzeugung: „Ich vertraue dir nicht, deshalb zeige ich mich dir nicht.“

Desorganisierter Bindungstyp
Kinder in desorganisierten Bindungen erleben ihre Mutter als unberechenbar. Sie erfahren nicht selten Gewalt, Missbrauch oder Vernachlässigung. Oft sind die Mütter sehr bedürftig und benutzen ihr Kind für die Erfüllung ihrer eigenen emotionale Bedürfnisse. Auch eigene frühe Traumata beim Kind können zu diesem Bindungsstil führen. Als Erwachsener ist es von der Überzeugung beherrscht: „Ich vertraue nichts und niemandem und muss ständig auf der Hut sein.“
(vgl. L. Heller 2021: 78-88)

Warum du dich in Männer verliebst, die dich nicht wollen
Die Bindung zur Mutter wirkt sich am stärksten auf unser Leben und somit auf die Wahl des Partners aus. Wir sind für unser physisches und emotionales Überleben komplett von jemand anderem abhängig. Deshalb entwickeln wir einen starken Impuls, uns an unsere Mutter zu binden. Wenn unsere Bedürfnisse nach einer sicheren Bindung nicht erfüllt werden, passen wir uns dem an. Aus dieser Anpassung entsteht unser Bindungstyp.
Mit dem Bindungstyp – vermeidend, ambivalent oder desorganisiert – suchen wir als Erwachsene einen anderen Menschen. Dieser passt wie ein Puzzleteil in unser Muster. Er wird zum Ersatz für die nicht gelungene Mutterbindung. Wir suchen in ihm die Beziehung zur Mutter und hoffen, dass die frühkindliche Erfahrung einen besseren Ausgang nimmt. Wir sehnen uns nach einer sicheren Bindung durch die Mutter. Das geschieht unbewusst, heißt, wir bekommen das nicht mit.
Der andere verkörpert das, was dir zu fehlen scheint. Deshalb verliebst du dich in Männer, die emotional nicht zugänglich sind – sie passen zu deinem Bindungstyp. Sie befinden sich auf gleicher emotionaler Ebene wie du. Das heißt, sie mussten sich ebenfalls frühkindlich an das unnatürliche Bindungsangebot der Mutter anpassen. Sie aktiveren mit ihrem Verhalten dein Bindungssystem. Das löst bei dir starke Gefühle aus, die du mit Liebe verwechselst.

Wie dein Bindungstyp dazu führt, dass du dich emotional abhängig fühlst
Am Anfang ist die Anziehung oft leidenschaftlich intensiv. Du findest den Mann großartig und er scheint die Eigenschaften mitzubringen, die du dir wünschst. Auf der bewussten Ebene wünschst du dir vielleicht einen Mann, der unabhängig, selbstbewusst und stark ist. Einen Mann, an den du dich anlehnen kannst. Unbewusst bist du auf der Suche nach der sicheren Bindung durch die Mutter.
Mit inneren Überzeugungen wie …
Ich bin nicht gut genug.
Mit mir stimmt was nicht.
Ich bin nichts wert.
Ich bin nicht wichtig.
… und ohne Gefühl des eigenen Wertes begegnest du dem scheinbar großartigen Mann. Du hoffst, dass du durch ihn erfährst, was du als Kind so sehr entbehren musstest: dich behütet, versorgt und sicher zu fühlen.
Am Anfang schmeichelt das den Mann, dass du ihn toll findest. In meiner Liebesaffären Zeit war es so, dass die Männer zu Beginn von mir begeistert waren. Ich gab mich unabhängig und selbstbewusst. Das tun viele Frauen mit unsicher-ambivalentem Bindungstyp. Und wir fühlen uns zu Beginn auch tatsächlich so. Das finden unsicher-vermeidende Männer sehr attraktiv. Denn so brauchen sie keine Angst haben, dass die Frau sie vereinnahmt.
Als ich erkannte, der Mann ist nicht frei für mich, kam die bedürftig-abhängige Seite in mir zum Vorschein. Das spürt der andere. Statt voneinander fasziniert zu sein, aktivieren jetzt beide das Bindungssystem des anderen.
https://jivanalohr.com/bindungstyp/


Verfasst: Heute, 09:23 Uhr

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